Interview mit dem Regisseur Florian Froschmayer

Florian Froschmayer

Liebe Leser meiner Fanpage,

 

heute lesen Sie ein Interview, welches ich mit dem Regisseur Florian Froschmayer geführt habe. Ich saß an meinem Notebook und er im Flugzeug auf dem Weg zu einem neuen Drehort. Wir haben das Interview per e-Mail geführt. Bisher sind Florian und ich uns noch nie direkt "persönlich" begegnet. Zweimal sind wir uns begegnet und wussten nicht voneinander wer wir sind. Das erste mal war im November 2001. Florian führte Regie bei der Küstenwache zur Episode "Schatten der Vergangenheit". Ein Drehnachmittag fand an meiner ehemaligen Arbeitstelle der "Grömitzer Höhe" statt. Den Bericht und die Bilder dazu sehen Sie in "Hinter den Kulissen".

 

Ein weiteres mal begegneten wir uns unbewusst in diesem Jahr beim Friedhofsdreh zur neuen KüWa Episode "Verschollen in der Tiefe". Ich war das erste mal beim Dreh als BGS Komparse mit dabei. Seither stehen wir in e-Mail Kontakt.

Geboren wurde Florian Froschmayer am 24. Oktober 1972 in Zürich. Von 1993-1998 war er Cutter beim Schweizer Fernsehen DRS. Dort Schnitt er Dokumentarfilme, Station-IDs und über 1000 Reportagebeiträgen. Ab 1996 war er Redaktor und Produzent des Jugendmagazins KIDZ fürs Schweizer Fernsehen. Von 1996-1999 arbeitete Florian an seinem ersten Kinofilm EXKLUSIV, welcher im Herbst 1999 in die Schweizer Kinos kam. Seit 2001 leistete er bisher regelmäßige Regiearbeiten fürs deutsche Fernsehen.

Und hier beginnt nun das Interview:

 

Jürgen P:
Wolltest Du immer schon beim Film arbeiten Florian?

 

Florian F:
Ja. Als Kind wollte ich eigentlich Schauspieler werden. Als ich im Dezember 1985 den Film BACK TO THE FUTURE im Kino sah, wusste ich, dass ich das auch machen will, als Regisseur. Robert Zemeckis ist bis heute eines meiner ganz großen Vorbilder.

 

Jürgen P:
Wie kam es dann dazu das Du Regisseur geworden bist?

 

Florian F:  
Das ist eine sehr lange Geschichte. Ich versuche sie so kurz wie möglich zu erzählen: Ich wollte eigentlich die Filmschule in München machen. Dafür braucht man Abi oder eine abgeschlossene Berufsausbildung, am besten filmbezogen. Nun hatte ich kein Abi und habe somit nach der Schule eine Ausbildung als Bürokaufmann gemacht. Mit 20ig versuchte ich dann in die Filmbranche zu wechseln, was mir mit etwas Glück auch gelang. So kam es, dass ich nach einer kurzen Zweitausbildung jahrelang beim Schweizer Fernsehen als Cutter arbeitete, bevor ich dann 1996 die Aufnahmeprüfung für die HFF in München antrat. Leider bin ich dann in der letzten Runde gescheitert und musste mir einen anderen Weg zu meinem Ziel überlegen. Ich habe dann in der Schweiz ein Kinoprojekt auf die Beine gestellt und es tatsächlich geschafft 1999 meinen Erstling EXKLUSIV in die Schweizer Kinos zu bringen. Der Film lief in Deutschland auf dem Max Ophüls Festival in Saarbrücken. Ja, dass war mein Anfang als Regisseur. 2001 habe ich dann meine erste Arbeit in Deutschland gemacht und das war die Folge ABSTURZ IN DEN TOD in der 5. Staffel der KÜSTENWACHE. Eine schöne Erinnerung, weil ich da unter anderem die Schauspieler Manou Lubowski und Matthias Matz in Episodenrollen hatte. Beide sind heute gute Freunde von mir und haben auch schon bei anderen Folgen mitgespielt. Manou ist ja nun zweiter Kapitän und wird nächstes Jahr in meinem 3. Kinofilm mitspielen. Matthias Matz war dieses Jahr noch einmal bei der KÜSTENWACHE. Er war auch bei meiner ersten IN NAMEN DES GESETZES Folge der „Bösewicht“.

 

Jürgen P:
Und wie bist Du zur Küstenwache gekommen?

 

Florian F:
Michaela von Unger, die Producerin, sucht immer wieder neue Regisseure für das Format. In einem Gespräch mit meiner Agentin ist sie dann auf mich aufmerksam geworden und so wurde ich zu einem Vorstellungsgespräch nach Berlin eingeladen. Es dauerte danach allerdings noch fast ein Jahr, bis es zur ersten Zusammenarbeit kam.

 

Jürgen P:
Kannst Du Dich nach dem Lesen eines Drehbuches sofort in die Szenerie hineinversetzen um sie dann umzusetzen?

 

Florian F:
Wenn sich beim Lesen nicht sofort ein Film in meinem Kopf abspielt, stimmt mit der Szene etwas noch nicht. Dann müssen wir noch mal übers Buch gehen. Drehbücher schreiben ist das schwierigste, aber mit das Wichtigste beim Film. Sehr oft müssen die Bücher unter großem Zeitdruck geschrieben werden, dass heißt für mich oft, dass das Buch noch während des Drehs immer wieder verbessert wird. So musste ich lernen flexibel zu sein und mich auf das was kommt einzulassen. Bei der KÜSTENWACHE kommt erschwerend noch das Wetter dazu, was einem oft die schönen Pläne zerstört. Aber egal, das macht es auch aus. Bei der Folge GÖTTERDÄMMERUNG (U-Boot-Folge) zum Beispiel hatten wir nur einen Tag mit dem echten U-Boot. Da trafen wir dann auf Windstärken bis 8, was eigentlich einen Dreh nicht zulassen würde. Nur wir hatten keine andere Chance und mussten drehen. Im Film hat der starke Seegang die Bilder und die Geschichte eigentlich nur stärker und kräftiger gemacht. Da geht’s um was für unsere Helden und das sieht man. Geplant war alles ganz anders, wir sind aber sehr glücklich mit dem Resultat.


Patrick_und_Florian.jpg

Florian F. und Patrick G. bei der KüWa Abschlußfeier 2003

 

Jürgen P:
Welche Deiner Folgen der Küstenwache waren die aufwendigsten?

 

Florian F:
GÖTTERDÄMMERUNG war für mich die aufwendigste Folge. Ich habe aber ja nur gut einen Zehntel aller Folgen gemacht, darum kann ich diese Frage nicht auf das gesamte Projekt bezogen beantworten. Dieses Jahr hatten wir die Folge „EINZIGE ZEUGIN“, die auch sehr aufwendig war. Vielleicht auch noch SCHATTEN DER VERGANGENHEIT.

Jürgen P:

Was war das bisher schönste Erlebnis beim Dreh der Küstenwache?

 

Florian F:  
Da gab es viele. Die schönsten Moment sind immer die, wenn was Außergewöhnliches gelingt, was so nicht geplant war. Wenn man Wind und Wetter besiegt hat. Ein unvergesslicher Moment ist sicher die Rückfahrt vom U-Boot-Dreh. Unvergesslich sind die vielen Begegnungen mit Menschen die man bei einem Dreh hat. Egal ob Schauspieler, Crew oder Einheimische. Die vielen Eindrücke und Geschichten die man hört, machen einen Dreh auch aus. – Dann bin ich dieses Jahr als erster Regisseur bei der KÜSTENWACHE beim Drehen ins Wasser gefallen, das werde ich auch nie vergessen.

 

Jürgen P:
Wie lange braucht es bis eine Folge der Küstenwache fertig gestellt ist?

 

Florian F:
Wir haben 2 bis 3 Wochen Vorbereitung, 20 Drehtage und ca. 10 Tage Schnitt für 2 Folgen. Danach folgen noch ca. 10 Tage für Sounddesign und 2-3 Wochen für die Musik. Am Schluss noch je einen Tag für Mischung und definitive Farbbestimmung.

 

Jürgen P:
Florian wie findest Du Neustadt und die Ostsee?

 

Florian F:  
Für mich als Schweizer hat Neustadt schon fast etwas Exotisches. Ich fand es immer spannend da, könnte aber nie da leben. Ich brauche Stadt und mehr Menschen. Ich bin durch meine Herkunft auch eher ein Bergmensch. Ich freu mich immer die Menschen wieder zu sehen wenn ich in Neustadt bin. Nico vom Dolce Vita, oder Elmar Gehlen, der ja auch da oben wohnt.

 

Jürgen P:
Wirst Du wieder als Regisseur für die Küstenwache eingesetzt?

 

Florian F:  
Das weiß ich nicht. Ich denke, dass ich mit 13 Folgen jetzt einiges gemacht habe und auch mal andere Projekte sehen möchte. Nächstens Jahr werde ich sicher, wie auch vergangnes Jahr, eine Pause von der KÜSTENWACHE einlegen. Danach steht noch alles in den Sternen.

 

Jürgen P:
In welchen anderen Produktionen hast Du bisher noch Regie geführt?

 

Florian F:  
Ich habe in der Schweiz zwei Kinofilme gemacht. Dann habe ich für Opal noch 5 Folgen für IM NAMEN DES GESETZES gemacht. Vor zwei Jahren habe ich drei Folgen DIE SITTE für RTL gedreht. Dieses Jahr habe ich in Köln einen Pilotfilm für eine mögliche RTL-Serie gemacht. Nach meinen 3 Folgen KÜSTENWACHE von diesem Jahr war ich dann in München und habe 5 Folgen für die SOKO 5113 gedreht. Im Moment bin ich Frankfurt und bereite die Pilotfolgen für eine neue SOKO vor.

 

Jürgen P:
Nun noch ein paar persönliche Fragen

 

Jürgen P:
Welches Buch hast Du mit Interesse gelesen?

 

Florian F:
Drehbuch oder „normales“ Buch? – Also Drehbücher lese ich immer mit großem Interesse. Sonst bin ich nicht so eine Leseratte. Ich liebe aber die Schachnovelle von Stefan Zweig.

 

Jürgen P:
Was isst Du gerne?

 

Florian F:
Italienisch, Japanisch, Schweizerisch.

 

Jürgen P:
Was isst Du nicht so gerne?

 

Florian F:
Griechisch.

 

Jürgen P:
Wohin gehst Du gerne auf Reisen?

 

Florian F:
In die Berge. Bin auch immer wieder gerne in England oder den USA. Da ich aber berufsbedingt sehr selten zu Hause in Berlin bin, mache ich oft Urlaub zu Hause oder besuche meine Familie in Zürich.

 

Jürgen P:
Was ist Deine Lieblingsfarbe?

 

Florian F:
Blau.

 

Jürgen P:
Was ist Deine Lieblingszahl?

 

Florian F:
72. Mein Geburtsjahr.

 

Jürgen P:
Was für einen Wagen fährst Du?

 

Florian F:
Ich war 10 Jahre ein leidenschaftlicher Golffahrer. Habe mir nun aber einen BMW 330 gekauft, da ich oft lange Autobahnstrecken fahren muss und das ist dann etwas bequemer.

 

Jürgen P:
Was ist Dein Lieblingsfilm?

 

Florian F:
Da gibt’s zu viele: BACK TO THE FUTURE, MILLION DOLLAR BABY, SOME LIKE IT HOT, DIE HARD, TOOTSIE, MAN ON FIRE, ETERNAL SUNSHINE OF THE SPOTLESS MIND, die Liste ist endlos..... Bin auch ein großer Fan der Fernsehserien 24, THE SHIELD und WEST WING.


So ging dieses ungewöhnliche Interview dann, nachdem der Flieger gelandet war zu Ende :-) . Ich danke Florian für dieses Interview und wünsche ihm auch weiterhin viel Erfolg und Spaß bei seinen Projekten.


Florians Internetseite können Sie unter www.directedbyflo.com besuchen.


Gruß Jürgen

Oktober 2005